Bierkrugdeckel: Schutz, Schmuck, Symbol

Bierkrugdeckelmedaillons

Der Ort Schnaittach und das Bier sind seit Jahrhunderten eng verbunden. Etwa 150 Häuser besitzen bis heute das traditionelle Gemeinde- und Braurecht. Vor allem Gebäude am Marktplatz, in der Fröschau, der Bayreuther und Nürnberger Straße, der Festungsstraße und Johannisgasse sind damit ausgestattet. Das Recht ist im Grundbuch eingetragen, an das Grundstück gebunden und setzte Bürgerrecht sowie Haus- oder Grundbesitz voraus.

Nach hiesigen Archivakten aus dem 19. Jahrhundert geht das Schnaittacher Kommunbraurecht auf das Jahr 1468 zurück. Damals verlieh Pfalzgraf Otto II. den Bürgern „auf ewige Zeiten“ das Recht, Bier zu brauen. Über Jahrhunderte hinweg wurde dieses Privileg genutzt, bis die Industrialisierung auch in Schnaittach Einzug hielt. Das traditionelle, schwere und stark gehopfte Bier, das gut lagerfähig war, wurde allmählich durch das leichtere Bier der modernen Dampfbrauereien verdrängt. Das alte Kommunbrauhaus wurde 1947 abgerissen.

Der Heimatforscher Gottfried Stammler hat sich intensiv mit der Geschichte der Schnaittacher Bierbrauerei beschäftigt. In diesem Zusammenhang hat die Sammlung Schnaittach rund 50 sog. „Bierkrugdeckelmedaillons“ bewahrt – kleine Schmuckplatten mit vielfältigen Motiven und humorvollen Sprüchen, die in den Deckel aus Zinn eingesetzt waren. Diese Einsätze aus glasiertem, weißem Porzellan wurden meist im Transferdruck dekoriert: vorgefertigte Motive wurden aufgebracht und gebrannt, was eine detailreiche und kostengünstige Serienproduktion ermöglichte. Frühe Exemplare waren noch von Hand bemalt. Beliebt waren Szenen, die die Lebenswelt der damaligen Trinker selbst widerspiegelten: Jagdszenen, Wirtshausszenen, Liebesabenteuer, Soldatenscherze oder Tierdarstellungen, oft kombiniert mit deftigen, spöttischen oder belehrenden Sprüchen. Solche Krugdeckel sind damit auch eine Quelle für die Alltagskultur und die gesellschaftlichen Werte der Zeit. Ein Exemplar zeigt eine Jagdgesellschaft beim Brotzeitmachen im Wald. Während im Hintergrund ein Reh vorbeizieht, sitzen drei Jäger mit Flinte, Wurst, Brot und Bier auf einer Wiese. Dazu steht der Spruch:

„Du bist ein braver Jägersmann
der seinen Schluck vertragen kann,
und lässt kein Wildpret sich beschaffen,
bringst Du mit heim doch — einen Affen.“

Der Spruch spielt mit einem typischen Jagdklischee: Statt Beute mitzubringen, kommt der Jäger nur betrunken („mit einem Affen“) heim. Solche ironischen Darstellungen sind typisch. Viele Zinn- oder Metalldeckel wurden in den Kriegen eingeschmolzen; die Medaillons selbst blieben jedoch häufig erhalten.

© Dr. Nicole Brandmüller-Pfeil

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