Im Schnaittacher Heimatmuseum befindet sich eine ansehnliche Anzahl von sogenannten WHW-Abzeichen unbekannter Provenienz. „WHW“ steht für Winterhilfswerk. Diese Abzeichen waren kleine, oft sammelbare Anstecker oder Figuren, die im Rahmen der Winterhilfswerk-Spendenaktionen in Deutschland von 1933 bis 1945 verteilt wurden. Das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes (WHW) war eine Organisation, die von den Nationalsozialisten gegründet wurde, um bedürftige Deutsche während der Wintermonate zu unterstützen. Die Abzeichen/Figürchen dienten dabei als kleiner Dank für die gegebene Spende.
Aus verschiedenen Materialien wie Metall, Holz, Stoff, Glas und Porzellan, Kunststoff und gar Bernstein gefertigt, stellen die Abzeichen meist Motive aus deutscher Tradition, Volkskultur und Natur dar. Besonders beliebt waren thematische Sammlungen, die Menschen dazu motivieren sollten, regelmäßig zu spenden, um komplette Serien zusammenzustellen. Das Themenspektrum reichte von harmlosen Motiven, wie heimischen Schmetterlingen und Singvögeln, über Märchenfiguren und -heftchen bis zu Militaria und archäologischen Funden. Die Schnaittach befindet sich u.a. ein vollständiger Satz der Serie „Die Monate des Jahres“ von 1938, dazu kommen u.a. „Märchen und Sagen“ 1937, „Volksdeutsche“ 1936, „Holzfiguren aus dem Kinderland“ 1938, „Holzfiguren mit beweglichen Armen“ 1940, Büchlein aus den Reihen „Dein Opfer schafft Freude“ und „Der Glaube eint- der Wille siegt“, um einige zu nennen.
Die Abzeichen wurden in gigantischer Stückzahl produziert. Damit konnte nicht nur die schwächelnde deutsche Industrie unterstützt, sondern auch nationalsozialistische Ideologie subtil im Alltag verankert werden.
Bei Sammlern beliebt, sind die Abzeichen aufgrund ihrer ideologischen Herkunft aus dem Dritten Reich und ihrer Verbindung zur NS-Propaganda umstritten. Jedoch stehen sie heute vor allem als Zeugnisse für die NS-Organisation und deren Propagandamethoden, mit denen soziale Unterstützung und politische Kontrolle miteinander verknüpft wurden. Aufgrund dieser Tatsache mag es nicht verwunderlich sein, dass die Herkunft der Schnaittacher Abzeichen unbekannt ist. Vermutlich sind sie in den 1990er Jahren in die Sammlung gekommen. Von Gottfried Stammler ist kein Eingang verzeichnet. Auszuschließen ist es jedoch nicht, da es zahlreiche Objekte gibt, die G. Stammler gesammelt und nicht als Museumsinventar verzeichnet hat.
(c) Dr. Nicole Brandmüller-Pfeil